07-05-2015 Mit der Fähre nach Buenos Aires

Um ehrlich zu sein, hatte ich mir das ganze aufregender und spektakulärer vorgestellt. Ich hatte extra die Fähre zum Abend gebucht, um zum einen genug Zeit in Colonia zu haben und zum anderen nachts am Hafen Buenos Aires anzukommen.

Wie sich nun heraus stellte, war das beides quatsch. Ich hätte locker die Fähre am Nachmittag nehmen können, denn ab 14Uhr hieß es nur noch irgendwie die Zeit vertreiben. Und der Hafen von Buenos Aires ist abends auch bloß stockdunkel. Wahrscheinlich soll man deswegen auch diese Gegend meiden.

Als ich am Hafen in Colonia auf das Boarding wartete, war ich mal wieder ein wenig unbeholfen. Irgendwie ist bei „öffentlichen Verkehrsmitteln“ nie so recht ausgeschrieben, wo man hin muss und Zeit ist auch relativ.

Bei der Buchung eines Busses erhält man einen Zettel auf dem natürlich die persönlichen Daten und der Busbetreiber und die Abfahrtszeit steht. Die Angabe zur Haltestelle erfolgt meist in 10er-Intervallen. Genau. Plattform 21 bis 31. Das heißt dann folgendes: Ab 15 Minuten vor Abfahrt läuft man am Busbahnhof die 10 Plattformen auf und ab und fragt an jedem Bus des gleichen Busbetreibers, ob das der besagte und gewünschte Bus ist. Nun denkt man, die meisten Busse haben Verspätung. Nein. Es kann auch mal vorkommen, dass der Bus 10 Minuten früher startet. Unglaublich, aber wahr.

Des Weiteren gibt es meist auch keine Fahrpläne oder Tafeln, die irgendwann anzeigen, dass der Bus da ist oder vielleicht das Intervall auf eine Plattform einschränken. Irgendwann müssen die Busfahrer ja wissen, wo sie einzuparken haben.

An der Fähre gab es nun eine erste Tafel. Auf dieser standen Abfahrtszeit und Gate. Ich sollte mich zu Gate 2 begeben und obwohl die anderen Fähren später fuhren, wurde dort schon das blinkende Wort „boarding“ angezeigt. Ich suchte nach einem Gate 2. Nix. Ich wartete ein wenig und entschied mich dann doch zu fragen. Nun. Es gab kein Gate 2. Alle Passagiere müssen durch die gleiche Tür und weil die bereits verstopft war, konnte meine Fähre noch nicht boarden. Also alles gut (Fragen kostet nix..).

Beim Boarden und Warten in der Schlange traf ich auf Nacho und David, 2 Spanier, die seit vielen Jahren in Deutschland lebten. Es war angenehm auch mal wieder in Deutsch zu plaudern, obwohl stets und ständig englische und spanische Wörter dazwischen gerieten.

Der übliche Smalltalk von Backpackern umfasst die folgenden Themen/Fragen:

Wo kommst du her? Wie lange reist du schon? Was hast du schon gesehen? Was wirst du noch bereisen? Und wie lange wirst du noch unterwegs sein?

Die beiden erzählten mir von Vice, einem langen und dünnen Niederländer, den sie getroffen hatten und der auch nach Montevideo wollte. Nun, Vice checkte an meinem letzten Abend in Montevideo in mein Zimmer ein. Um genau zu sein, belegte er das Bett über mir. Da lernt man Leute auf dem Weg nach Buenos Aires kennen und hat gemeinsame Bekannte in Montevideo. Ist das nicht witzig. Es passiert tatsächlich des Öfteren, dass man den gleichen Leuten mehrfach über den Weg läuft.

Ich teilte mir mit den beiden Jungs ein Taxi und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen zur Free Walking Tour. Ich war gespannt, ob das klappen würde.

Gegen 23Uhr checkte ich in das Hostel Art Factory im Stadtteil Palermo ein. Mittlerweile war ich auch einfach nur noch froh, irgendwo anzukommen. Ich hatte ein Bett in einem 4-Bett Zimmer gebucht. Als ich eintrat, lag schon eine Person im Bett unter mir, Decke über den Kopf. Somit hatte ich keine Ahnung ob Mann oder Frau. Ich machte mich auch gleich bettfertig und ging schlafen. Als ich das nächste Mal erwachte, lag im Bett gegenüber eine weitere Person. Ich hatte keine Ahnung ob Mann oder Frau. Das nächste Mal wurde ich durch Poltern geweckt. Es war 4Uhr nachts und der oder die 4. ZimmergenossIn stolperte eindeutig angetrunken ins Zimmer und ins Bett. Ich hatte keine Ahnung ob Mann oder Frau.

Da liegt man nun so rum. In einem Doppelstockbett wie zu Ferienlagerzeiten. Man lässt sich bewusst werden dass man in Buenos Aires ist und keine Ahnung hat, wer die anderen 3 Personen im gleichen Zimmer sind. Auf der einen Seite ist das total schräg. Auf der anderen Seite habe ich es mir genauso vorgestellt und gewollt. Buenos Aires – ich bin da!

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