Nachdem ich mich ausgiebig in La Paz ausgeruht habe, blickte ich freudig auf die Planung der nächsten Tage. Ich hatte ein Hop On Hop Off Ticket für die folgenden 3 Stationen erworben:
- Copacabana am Lago Titicaca, bolivianische Seite
- Puno am Lago Titicaca, peruanische Seite
- Cuszco, Peru
Donnerstagmorgens kurz vor 8Uhr wurde ich direkt am Hostel abgeholt. In der Agentur meinte man, dass ich ab kurz nach 7Uhr bereit stehen soll, was ich als pünktliche Deutsche natürlich auch tat. Anstatt in Ruhe zu frühstücken, saß ich in der kalten Lobby des Hostel und wartete 45 Minuten auf mein Shuttle.
Als der Bus endlich kam, stieg ich ein und…es war bitter kalt. Wahrscheinlich habe ich das mittlerweile auch des Öfteren erwähnt. Bin ich die Kälte einfach nicht gewöhnt? Ist sie auf 4000m Höhe anders?
Neben mir saß ein Franzose, der mit seinen 2 Freunden auf Reisen war. Wir kamen schnell ins Gespräch und sie erzählten mir ihre Pläne für Copacabana. Mir wurde bewusst, dass ich völlig planlos unterwegs war. In den 4h Busfahrt haben wir gequatscht was das Zeug hält, so dass ich mich ihnen zu meiner Freude und Erleichterung anschließen durfte. Ich hatte nach einer Woche „Einsamkeit“ und ohne Travelbuddy keine Lust, die Isla del Sol allein zu erobern.
Nach unserer Ankunft ging das übliche Prozedere los. Erst hieß es eine funktionierende ATM zu finden, dann ein passendes Hostel. Im Anschluß buchten wir unser Boot-Ticket für den nächsten Morgen und dann ging es zum Lunch. Die kleine Stadt bestand mehr oder minder aus ein paar Straßen und einem kleinen Hafen, so dass wir sie schnell für uns erschlossen hatten. In den verschiedenen Restaurants war gerade Happy Hour – nachmittags 14Uhr. Wir fanden heraus, dass die Happy Hour vor Ort wohl eher ein Happy Day war. Wir haben es uns auf einer Terrasse mit Blick auf den Hafen gemütlich gemacht. Ein Typ spielte mit seinen Flip Flops auf Bambus und einem umgedrehten Eimer Schlagzeug. Ein Mädchen spielte dazu auf ihrem Saxophon, während ein weiteres mit ihrem Hullahupp Kunststücke vorführte. Die Sonne schien und das Flair war toll.
Nach dieser angenehmen Pause machten wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt, hoch oben auf dem Berge, um von dort den Sonnenuntergang zu genießen. Der Weg war steil und steinig. Ich kann euch nicht sagen, wie oft ich am liebsten umgedreht wäre. Die dünne Luft auf dieser Höhe macht mich echt ein wenig kirre. Aber wie das meistens ist, der Aufstieg hat sich natürlich gelohnt.
Zum Abendbrot kehrten wir in ein kleines Restaurant ein. Zwei französische Mädels schlossen sich uns an und wir ließen den Abend mit ein paar Runden Uno und ein paar Cocktails ausklingen.
Am nächsten Morgen trafen wir uns alle am Hafen und traten die 3h Bootsfahrt in den Norden der Isla del Sol an. Schnell war klar, dass es auf der Insel wenig zu sehen gab. Darum ging es ja im Endeffekt bei diesem Trip auch – Natur pur am höchstgelegenen kommerziell schiffbaren Gewässer der Welt erleben. Wir entschieden uns den Weg von Nord nach Süd an der Küste entlang zu wandern. Nicht dass ihr denkt, ich rede hier von einem Strandspaziergang. Wir bewegten uns zwischen 3800m und 4100m Höhe und das bergauf und bergab. Es war so anstrengend, aber auch diesen Mirador (Aussichtspunkt) der Insel haben wir erklommen. Und es hat sich gelohnt.
Am nächsten Morgen ging es 8Uhr schon wieder zurück Richtung Copacabana. Das Wetter war mehr als bescheiden. Da hatte ich wieder einmal bei der Planung meines Trips Glück gehabt, denn bei unserer Ankunft im Hafen trafen wir etliche Traveller, die ihren Trip zur Isla del Sol wegen des Wetters abgesagt haben. Meine neu gewonnenen französischen Freunde und ich frühstückten noch gemeinsam und dann stand schon wieder die Verabschiedung an. Während ich mittags nach Puno aufbrach, warteten die Jungs auf ihren Nachtbus nach Arequipa.
Lessons learned of these days:
Franzosen und Deutsche können Freunde werden!
Ich erinnere mich an meinen ersten Urlaub in Frankreich. Da schien man als Deutscher ohne ein Wort französisch in den Restaurants nicht so willkommen zu sein. Das ist aber auch schon 20 Jahre her.
(Lesson Learned am Rande: 20…Diese Zahl ist so erschreckend…Ich werde alt :-p)
Als Traveller ist die Nationalität einfach so irrelevant. Entweder es passt, oder es passt nicht – und das rein menschlich.
Trekking auf 4000m ist atemberaubend – im wahrsten Sinne des Wortes!
Mir fällt auf, dass ich selten auf solchen Höhen unterwegs bin und jemals war. Mein Dasein in den letzten Wochen ist ein stetes spazieren in den Alpen, um sich das Mal vor Augen zu führen. Ich bin froh, dass ich nicht höhenkrank war, dennoch geht das Ganze nicht spurlos an mir vorbei.
Stille – ein neues Abenteuer, welches ich lerne zu genießen!
Ich liebe den Trubel, die Menschen, die Stadt – das steht außer Frage. Aber ich habe mittlerweile so viel Zeit mit mir verbracht …Wenn „Frau“ auf 4100m über dem Meeresspiegel die Aussicht auf den Titicaca See genießt, dann kann um sie herum, passieren was mag. Sie blendet die Welt aus und lässt das tiefblaue Wasser einfach auf sich wirken und erfreut sich daran, ein wenig Zeit auf diesem wundervollen Planeten verbringen zu können. So einfach ist das. So einfach kann es sein!





















