Die eisige Kälte begrüßte uns, als wir morgens 7Uhr in die Dusche sprangen. Völlig erfroren traten wir die Reise nach Bolivien an. Unser Abholservice kam nur gute 20Minuten zu spät; für südamerikanische Verhältnisse noch angemessen.
Wir sprangen mit unserem Hab und Gut in einen Sammelbus und fuhren die knapp 60km zur bolivianischen Grenze. Dort erwarteten uns auch schon die Jeeps. Wir wurden in 6er Gruppen aufgeteilt und nach einem kurzen spartanischen Frühstück in der Eiseskälte ging die Reise los.
Ich lasse an dieser Stelle die Fotos für sich sprechen. Wir fuhren durch traumhafte Landschaften, die so oft wie nicht von unserer Welt schienen. Es ging von Lagune zu Lagune, wobei jede in ihrem eigenen Farbspektakel unter der Sonne erstrahlte. Nach der Laguna Blanca, folgte die Laguna Verde. Wir machten einen Stopp an einer heißen Quelle und dann ging es weiter zu den Geysers de Atacama.
Die Eindrücke waren so massiv und konnten dennoch nur schwer verarbeitet werden, denn…
Was ihr auf diesen Bildern nicht seht, ist die stete eisige Kälte und der noch kältere Wind, die uns auf unserer Tour begleiteten. Die Sonne strahlte zwar und es gab kurze Momente, in der man das Gefühl hatte, in der Sonne auch kurz aufzuwärmen. Aber der eisige Wind machte dies schnell zu Nichte. Ich habe literweise Wasser getrunken und dennoch merkte ich, wie die Sonne jedes bisschen Wasser meiner Haut entzog. Auf einer Höhe von 4845m über dem Meeresspiegel hieß es auch nur noch flach atmen und schnelle Bewegungen führten sofort zu Schwindel.
Am späten Nachmittag kamen wir an unserem Nachtlager an. Es gab heißen Tee und Kaffee, zumindest eine Wohltat für die erfrorenen Finger. Heißes Wasser in den sanitären Anlagen: Fehlanzeige. Ein Bad mit 3 Toiletten und 2 Waschbecken mit nur kaltem Wasser standen uns für den Abend und die 25 Personen zur Verfügung.
Der letzte Ausflug des Tages ging zur Laguna Colorada, um die noch vereinzelt hier verbliebenen Flamingos zu beobachten. Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass die Bilder nur einen Teil des farbenfrohen Naturspektakels wiedergeben können. Durch diese Landschaften zu wandeln, war wirklich traumhaft.
Der Tag ging 20Uhr sofort nach dem Abendbrot zu Ende und es stand mir eine der wohl schlimmsten Nächte, die ich je erlebt hatte, bevor. In Eiseskälte, ohne Heizkörper, begaben wir uns in unser 6-Bett Zimmer. Da einige Schlafsäcke hatten, konnte ich ein paar extra Decken abstauben. Mit kompletter Montur, d.h. 2 Hosen, Shirt, Strickjacke und Jacke, sowie Mütze, Schal und Handschuhen, begab ich mich unter 9 starre Decken. Ich hatte das Gefühl, dass kaum Luft zum Atmen im Raum ist. Die Decken waren so schwer, dass sich mein Brustkorb kaum noch heben konnte. Ich war kurz vorm verzweifeln und stellte mich darauf ein, die Nacht wach zu liegen und mich einfach nur auf das Ein- und Ausatmen zu konzentrieren. Irgendwie hat dann doch die Müdigkeit gesiegt und bis morgens kurz nach 6Uhr war kaum Bewegung im Zimmer. Alles was man hörte, war lautes Schniefen und ab und zu ein Räuspern.
Frühstück war für 7Uhr angesetzt. Ich stand kurz nach 6Uhr auf und im Bad erwarteten mich schon die ersten bleichen Gesichter. Ein gutes Drittel der Gruppe hatte die Nacht wohl weitaus schlechter verbracht als ich. Die Symptome der Höhenkrankheit zeigen sich in Grippe-ähnlichen Symptomen wie starke Kopfschmerzen und Halsschmerzen. Hinzu kommt die schwere Atmung und natürlich nicht zu vergessen, die Übelkeit, die einige der Gruppe die ganze Nacht wach hielt.
Nach dem Frühstück, welches wie immer aus furchtbarem Weißbrot, süßer Dulce de Leche und Marmelade bestand, ging es mir echt gut. Ich war nicht einmal mehr müde. Wahrscheinlich war ich auch einfach froh, dass es mir nicht so schlecht wie vielen anderen ging.
Der Tag war wieder sehr eindrucksreich. Dieses Mal bewegten wir uns von Steinformation zu Steinformation, wobei wohl die beeindruckteste dieser El Arbol de Piedra ist. Das Lunch gab es zwischen riesigen Felsen unter freiem Himmel, natürlich bei eisiger Kälte.
Das letzte Stück Autofahrt war einfach nur noch anstrengend. Die Müdigkeit machte sich breit, der Jeep holperte und polterte über die Straße. Ziel des Tages war die Stadt Don Juan. Wir kehrten im dortigen Salz-Hotel ein, einem Hotel, welches tatsächlich nur aus Salz bestand. Unglaublich, aber wahr, wie mein Lecken an einer der Wände bewies. Der komplette Fußboden war von weißem Salz bedeckt. In der Kategorie Style und Innovation hätte das Hotel wohl ein glatte 10 bekommen. In Praktikabilität und Komfort, vor allem im Bezug auf Wärme und Wohlfühlen, leider nur eine -8.
Die versprochene heiße Dusche war leider nur lauwarm. Da es außer Rumsitzen nichts wirklich zu tun gab, es draußen (und eigentlich auch drinnen) viel zu kalt für was auch immer war, ging es nach dem Abendrot wieder sofort ins Bett. Die nächste eisige Nacht stand uns bevor.
Der Wecker klingelte kurz nach 4Uhr. Wir wollten den Sonnenaufgang in der Salzwüste Salar de Uyuni erleben. Nach guten 1,5h Autofahrt sind wir pünktlich zum Sonnenaufgang in den ewigen Weiten der Wüste angekommen. Erster Stopp war die Incahuasi Island, eine mit riesigen Kakteen bewachsene Stein-Insel in dieser Einöde. Diese Art Kaktus wächst im Durchschnitt 5mm/Jahr. Mit meinem geschulten Auge würde ich einige der Prachtexemplare auf locker 4-5m schätzen. Somit habe ich erneut ein zauberhaftes Stück Natur erleben dürfen, gepaart mit einem traumhaften Sonnenaufgang an einem spektakulären Ort auf diesem Planeten.
Nächster Stopp: Foto-Session in der Salzwüste:
Auf dem Weg nach Uyuni war der letzte Stopp der Cementerio de trenes. Da ich schon wieder am Erfrieren war, fand ich das ganze irgendwie doch recht unspektakulär. Klar, man sieht keine Schienen mehr und es scheint, als hätte eine höhere Macht sie dort platziert. Da ich aber weiß, dass dem nicht so ist, reichte mir ein kurzer Spaziergang vor Ort.
Lessons Learned of these days:
Ich verwende sehr oft die Wörter traumhaft, zauberhaft…und auch atemberaubend.
Und wenn ich das tue, dann meine ich das auch wirklich im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Welt, unsere Welt, ist einfach atemberaubend. Wir müssen sie es nur sein lassen und uns die Zeit geben, es zu sehen und vor allem zu genießen.
Ich bin ein Sonnenkind.
Ich habe es schon immer geahnt, aber diese Tage haben es erneut erwiesen. Hätte ich die Wahl vor Hitze zu zerfließen oder in Kälte zu frieren: Ich würde lieber in meinem Schweiß tauchen gehen, als noch so eine Nacht zu erleben.



































