Die Anreise startete schon wieder spektakulärer als erwartet. Wir saßen am Flughafen und konnten beobachten, wie die Security Guides mit Hunden durch unser Gepäck stöberten. Es lag draußen in Reihe und Glied aufgebahrt. Während ein Typ mit etwas undefinierbarem immer wieder in Rucksäcke und Koffer stach und dann daran roch, machte auch der Hund seine Runden und die Gepäckstücke. Ein weiterer Herr öffnete sogar Koffer und Taschen und schaute hinein. Ein sehr komisches Prozedere, welches wir da beobachten konnten.
Dann landete unser Flugzeug, ein Propeller Flugzeug.
Der Start und die Landung waren außerordentlich spannend. Um es mal direkt zu formulieren, ich hatte das Gefühl, dass wir nicht aus dem A*** kommen. Wir flogen auch nicht sehr hoch und landeten nach nur 40 Minuten auf einer Schotterpiste umgeben von Dschungel. Eine solche Aussicht hatte ich aber noch nie in einem Flugzeug genießen dürfen. Riesige Bergspitzen ragten durch die Wolken. Es hatte den Anschein, als ob die Wolken sich wie eine Decke über sie gelegt haben. Ab und zu konnte man das pure Grün des Dschungels hindurch blitzen sehen.
Wie erwartet, war das Städtchen wieder recht überschaubar. Unser erstes Hostel war mit Hängematten im Aufenthaltsbereich ausgestattet. Beim Einchecken sagte man uns, in unserem Zimmer gibt es kein warmes Wasser. Hach, wer hätte denn damit gerechnet. Da wir aber mittlerweile im tropischen Klima angekommen sind, störte uns das kaum. Im Gegenteil, wir konnten den Preis ein wenig drücken und freuten uns auf die super erfrischende Dusche.
Die nächsten 2 Tage liefen wir rechts ums Eck und dann wieder links ums Eck. Wir frühstückten in einem zauberhaften kleinen Restaurant. Abends gab es Pizza, Cocktails und diverse Runden Pool. Wir buchten unsere Dschungel Tour und eine weitere Runde Zip Line. Dieses Mal ähnelte es doch eher Baumkronengleiten. Mit dem Boot ging es erst einmal Fluß aufwärts, dann ging es für uns die erste Runde durch den Dschungel. Nach 45Minuten Laufen sind wir an der ersten Plattform angekommen. Unsere Guides Mario und Brian erläuterten uns die ersten interessanten Sachen zum Geschehen im Dschungel. Diese Zipline bestand aus 9 Plattformen und wir seilten uns mal super schnell, mal ganz entspannt, über die riesigen Bäume des Amazonas. Die Aussicht und auch die Geräuschkulisse waren einfach sagenhaft.
Am nächsten Morgen ging es für 3 Tage und 2 Nächte in den Dschungel. Diesem Abenteuer widme ich aber einen eigenen Text.
Zurück aus dem Dschungel war das einzige Ziel, so schnell wie möglich eine neue Bleibe zu finden…und zu duschen.
Da Loryn am nächsten Tag Geburtstag hatte, entschieden wir uns rein zu feiern. Wir machten uns auf in unsere Stammbar. Es gab ein Festtagsschmaus und dazu einige Cocktails. Unser Guide Miquel (aka Tarzan) kam auch vorbei und brachte seinen Freund Nino (aka Mogli) mit. Für Mitternacht hatte ich einen kleinen Kuchen mit Kerze bestellt. Daraus wurden leider Pancakes mit Dulce de Leche. Loryn hat sich dennoch gefreut und zum Anstoßen gab es noch einen Tequila hinterher. Die Nacht war jung, die Bar am Schließen, also ging es noch mit einigen anderen Touris in eine Karaoke Bar. Ja, auch hier sind die Leute wie verrückt nach Karaoke. Und das wichtigste ist, dass die Musik so laut ist, dass man weder Reden kann, noch sein eigenes Wort versteht.
So vergeht eine Woche in einem zauberhaften Städtchen, in dem die Zeit wie still zu stehen scheint. In Restaurants werden Rechnungen per Hand geschrieben. Sogar im Kaufladen an der Ecke erhält man eine handgeschriebene Quittung – mit Namen. Die Geschäfte sind kaum für Touristen ausgelegt, wo doch hier Handgemachtes boomen würde. Das gängige Fortbewegungsmittel sind Motorräder. Helm – Fehlanzeige. Teilweise ganze Familien mit 5 Personen hocken auf einem Motorrad und bewegen sich von A nach B. Sind die Leute hier glücklich? Ich kann es schlecht sagen. Unsere Guides machten auf jeden Fall einen fidelen und gut gelaunten Eindruck.
Mogli`s Englisch war ganz gut und so konnte er uns viel von seinem Dasein berichten. Dies tat er offensichtlich auch gern. Mogli hat 10 Geschwister. Er kann weder lesen noch schreiben. Mit 11 zog er in ein Zelt in den Garten seines Elternhauses und lebte dort 6 Jahre. Jetzt besitzt er eine 4m2 große Holzhütte im Amazonas und strahlt eine Freude aus, wie selten ein Mensch, den ich getroffen habe. „Die Majete ist der Computer des Dschungels. Alles was du wissen musst oder brauchst, erledigst du damit.“, so sprach er am letzten Abend. Welch weise Worte.
Das Wissen der Herren, was die Natur angeht, scheint grenzenlos. Sehen, Hören, Riechen und Schmecken – zurück zu den natürlichen Instinkten, die einem den Weg durch das den Amazonas…das Leben…weisen.
Zum Abschied haben wir noch ein „Tattoo“ von ihm erhalten. Und so endet eine unglaublich entspannt, spannende Woche. Aus dem Dschungel geht es zurück nach La Paz. Loryn und mein Weg trennt sich hier leider. Ich habe mir ein Einzelzimmer gebucht und werde mich damit beschäftigen, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.
Question of the Day:
Was braucht man denn eigentlich wirklich zum Glücklich sein?
Ist es das große Haus und das teure Auto, die Anerkennung dafür von Leuten, die man nicht mal kennt oder wahrschleich nicht mal kennen will. Brauch ich jeden Tag ein neues Outfit, die neue Uhr, das neue Handy? Hier im Amazonas kann man es nicht mal laden. So viele Menschen leben hier in ihrem Kommunen ohne fließend Wasser und Strom.
Aber so hat wohl jeder seine ganz eigene Vorstellung vom persönlichen Glück. Ich weiß, dass ich mir Glück nicht kaufen kann. Mein Glück heißt Leben, Lieben und Lachen – mit den liebsten Menschen an meiner Seite.
Lessons Learned of the day:
Irgendwann ist der Speicher voll, oder auch leer.
Es folgen noch ein paar Eindrücke aus dem zauberhaften Nirgendwo:
























