Morgens 8:30Uhr war Treffpunkt in der Agency. Wir trafen das 1. Mal auf den Mann, mit dem wir 3Tage/2 Nächte tief im Dschungel verbringen würden. Ein freundliches Hallo und die Connection war meiner Meinung nach gleich da. Miquel schien ein aufgeschlossener und lustiger Tarzan zu sein.
Als erstes hieß es wieder ab ins Boot. 3h Fluß aufwärts sollte unsere Reise ins Abenteuer starten. Am Ufer sahen wir den ersten Alligator und einige Tortugas, die mit ihren lang getreckten Hälsen versuchten die letzten Sonnenstrahlen zu erhaschen. Ein Unwetter schien aufzuziehen. Wie soll es auch anders sein. Der Wind wehte uns um die Ohren und es wurde bitterkalt. Positiv denken. Das habe ich mir in den letzten Monaten recht gut angeeignet, wie auch Loryn bemerkte. Bei unserer Ankunft nach 3h schien auch tatsächlich schon wieder die Sonne.
Voll beladen mit Schlafsack, Isomatte, Rucksack mit Klamotten und Essen sowie einem 6er-Pack Wasser ging die Wanderung los. Zum Glück nur einige Hundert Meter zum ersten Camp. Es war Mittagszeit. Während Miquel das Feuer und Wasser anheizte, bereiteten wir unser Nachtlager vor. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass wir noch immer als Touris im Dschungel unterwegs waren. Es gibt auch eine Survival Tour. Da erhält man ein Moskito-Netz und eine Majete. Nichts mit Feuerzeug und Kerzen.
Beim Essen gab es schon den ein oder anderen ersten Spaß. Ich war echt froh, dass wir nur zu dritt unterwegs waren. Im Schnitt sind die Gruppen 5-7Mann, aber dieses Jahr blieben die Touristen generell in Rurrenabaque aus, wie wir erfuhren.
Nach dem Essen war es dann soweit. Unsere erste Dschungel-Wanderung startete.
Miquel bewegte seinen Kopf nach rechts und links. Ich konnte förmlich sehen, wie seine Lauscher versuchten etwas zu empfangen. Ich fand das voll schräg und übertrieben und dachte mir nur, dass das nix werden wird. Kaum 5 Minuten später schlichen wir durch das Gebüsch. Ein riesiger Ameisenbär war gerade am Speisen. Hätte ich noch einen Schritt gemacht, hätte ich ihn anfassen können. Nun, hat Mac Gyver wohl doch nicht übertrieben. „Hut ab!“, dachte ich mir. Er hatte mich überzeugt und nun gänzlich für sich gewonnen.
Er zeigte uns, welche Bäume als Medizin verwendet werden. Eine Knoblauchartige Paste wurde in mein Gesicht geschmiert, denn die Moskitos schienen vor allem auf meine Stirn abzufahren. Dies sollte sie davon abhalten. Eine Palme wurde angehauen und aus ihrem Ast sprudelte Wasser wie aus einer Wasserflasche. Wir sahen Affen, Papageien, Wildschweine und auch jede Menge riesige Ameisen. Ein Biss dieser Spezies bedeutete 24h Schmerzen, wie er uns erklärte und mit Sicherheit am eigenen Leib erfahren hat. Es war alles so wahnsinnig interessant und spannend. Nach diesen paar Stunden war klar, dass ein Überleben im Dschungel mit der nötigen Erfahrung ohne Probleme möglich sei. Der Dschungel hat alles zu bieten. Wasser, Früchte und Fleisch.
Abends machten wir es uns um einen kleinen Holztisch gemütlich und fingen an die gesammelten Samen und Nüsse für unsere Ketten und Armbänder vorzubereiten. Er verarbeitete für uns 2 kleine Kokosnüsse und machte daraus Ringe.
In der Dunkelheit schien dann doch alles anders. Der Dschungel erweckte zum Leben.
Miquel mixte für uns eine Riesenflasche Caipi. Loryn nannte es Feuerwasser, denn das ist es, was es war. Wieder der 96%-ige Alkohol, verdünnt mit Wasser, ein paar Limetten und Zucker. Herrlich schrecklich. Das Eis war auch so schon lange gebrochen. Wir lauschten den spannenden Dschungel Geschichten, während wir an den Nüssen bohrten und feilten.
Die Nacht war toll. Ich habe gut geschlafen.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen ging es auf einen 3h Marsch zum nächsten Camp. Dieses war schon spartanischer eingerichtet und bestand im Endeffekt aus einigen Holzpfeilern; Plane und co. hatten wir ja alles dabei.
Wir holten Wasser aus dem Fluß um Mittag zu machen. Nebenbei fing Miquel die ersten kleinen Fische, mit denen es dann nachmittags zum Fischen von großen Fischen gehen sollte. Wir hatten Glück. Nach kaum 15Minuten hatten Loryn und auch ich einen Fisch am Haken. Wir wollten noch einen Piranha erbeuten und so verbrachten wir den späten Nachmittag am Wasser. Tranquillo…das ist hier die Devise. Von jedem und überall und jeden Tag. Hektik kennt hier glaub niemand.
Das nächste kleine Abenteuer hieß dann: Fische ausnehmen in völliger Dunkelheit am Flußufer. Nun, eine Taschenlampe hatten wir dabei. Miquel war kurz verschwunden und rief uns dann zu sich. Er hatte Baby Alligatoren gesichtet und hatte auch schon einen in der Hand. Er tat mir unendlich leid, da er ja offensichtlich den Schock seines Lebens erlitt, aber ich habe ihn trotzdem ganz vorsichtig und kurz gehalten.
Der Fisch wurde in Palmenblätter eingewickelt und ans Feuer gepackt. Wir saßen wieder bei lecker Caipi im Schein des flackernden Feuers und bastelten an unseren Ketten. Der Fisch war herrlich und irgendwie war es ein tolles Gefühl, die eigene Nahrung beschafft zu haben. Klar, das macht mich noch lang nicht zum Survivor. Aber das ganze Dasein hatte einfach tolles Flair.
Das Highlight des 2. Abends war dann die Koka-Zeremonie. Wir saßen um brennende Zigaretten, rauchten sie nebenbei, kauten Koka-Blätter und tranken aller paar Worte einen Schluck für Pachamana. Ein Schluck auf die Erde, ein Schluck auf unsere Ketten und natürlich einen Hieb für uns. Mit dem Qualm wurde all das Schlechte weg gepustet und es hat sich sozusagen „in Rauch aufgelöst“.
Kurzer Exkurs: Die Aymara verehren die Pachamama als allmächtige Göttin, die allen Kreaturen das Leben schenkt und sie nährt. Sie bietet Schutz, steht für Fruchtbarkeit, Großzügigkeit und u.a die Reife der Feldfrüchte. Pachamama ist an jedem Ort und kann in jedem Moment gefühlt werden.
Wir saßen bis spät in die Nacht ums Feuer. Wir tranken, lachten und erzählten mit Händen und Füßen Geschichten unseres Lebens.
Am nächsten Morgen hieß es Lager abbauen und dann wieder Marsch zurück. Am späten Nachmittag erreichten wir Rurrenabaque – die alte Heimat.
Ich kann eigentlich gar nicht alles in Worte fassen, wie und was ich in diesen zwei Tagen gefühlt und erlebt habe. Muss ich ja auch nicht. Dieses Erlebnis werde ich für immer im Herzen tragen.
Lessons Learned of these day:
Ich liebe es zu duschen!
Tiere eigenhändig töten, auch wenn es zum Überleben dient, bricht mir dennoch das Herz!
Es folgt eine bunte Sammlung der Eindrücke:


















